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Erfolg kennt keine Gnade, vor allem, wenn man ihn haben muss, nachdem der Vorgänger ihn reichlich hatte.
In dieser Luxus-Zwickmühle steckt Hans van Bylen, seines Zeichens neuer Vorstandschef von Henkel und damit Nachfolger des scheidenden Kasper Rorsted. Den Dänen Rorstedt zog es zum Sportartikelhersteller Adidas. Im Endspurt seiner Leitungsfunktion bei Henkel konnte er für das Jahr 2015 noch einen Rekord-Umsatz und eine Rekord-Dividende vermelden.
Bei so viel Rekord wird es für den Nachfolger van Bylen naturgemäß schwierig.

Die Börse, bekannt für ihre Neigung zu Hysterie, aber nicht für Dezenz und Feingefühl, reagierte auf bekannt sensible Weise - zwei Milliarden Euro an Aktienwert verpufften schon, als der Führungswechsel bei Henkel bekannt wurde. Ganz verdenken mag man es den Mädchen an der Börse nicht, dass sie Grund zum Kreischen fanden. Denn seit Rorstedt im Jahre 2008 ans Konzernruder trat, konnte er den Henkel-Umsatz von etwa 14 auf 18 Milliarden Euro steigern. Besonders wohlwollend wurde zur Kenntnis genommen, dass die operative Gewinnmarge auf knapp 17 Prozent erhöht werden konnte - von einem Ausgangswert, der unter zehn Prozent lag. Damit liegt Henkel auf Augenhöhe mit den globalen Wettbewerbern.

Genau an dieser Stelle legen die Analysten die Stirn in Falten. Hans van Bylen tritt in große Fußstapfen, und um die besagte Gewinnmarge noch weiter zu verbessern, bedarf es gewaltiger Anstrengungen bei geringer Erfolgsaussicht.
Nach Meinung von Experten stehen die Chancen des neuen Vorstandsvorsitzenden dann am besten, wenn er Zukäufe tätig und das Unternehmen auf den Emerging Markets stärker ins Geschäft bringt.
Zwar wird in der Düsseldorfer Konzernzentrale etwas nebulös von der Möglichkeit größerer Akquisitionen gesprochen, und mit fünf Milliarden Euro ist die Kasse dafür auch gut gefüllt.
Zweifel machen sich aber an der Person des Hans van Bylen fest. Denn der Belgier gilt zwar als Zahlenmensch, der auch bei Nichtgefallen der ihm vorgelegten Geschäftsberichte in der Lage ist, das ´Rumpelstilzchen` zu geben. Zum Ruf eines Dealmakers voller Risikobereitschaft hat es jedoch nie gereicht. Typischerweise war das Wachstum der von van Bylen zuletzt geleiteten Kosmetikbranche stets organisch. In den Augen der Gründerfamilie sprach diese `Politik der ruhigen Hand` wohl eher für van Bylen als gegen ihn.
Dafür wird dem Flamen, der 1984 als Waschmittel-Außendienstler in Belgien bei Henkel anheuerte, also ein echtes Eigengewächs ist, eine besondere Stärke zugesprochen: Er kann Führungskräfte entwickeln.
Henkel wird unter der neuen Leitung, soweit darf man spekulieren, den Weg weitergehen - vielleicht weniger glänzend, aber solide.